Unsere Kolpinger lieben nicht nur das gemütliche Beisammensein, sondern haben durchaus auch eine künsterlische oder kreative Ader wie die Beispiele zeigen.
Die alten Bräuche geraten immer mehr in Vergessenheit. Ihr Verfall wird oft sogar noch von jenen beschleunigt, denen der Erhalt besonders am Herzen liegen müsste. Sie selbst gehen wohl davon aus zu den Gralshütern bodenständiger Kultur zu gehören, entziehen aber gleichzeitig nachfolgenden Generationen elementare Lebensfreuden.
Auch wenn manche vorgeben persönlich nichts damit zu tun zu haben, so sind sie dennoch verstrickt in das selbstsüchtige Handeln ihresgleichen, an diesem Vernichtungsfeldzug gegen Kinderglück. Männlein und Weiblein in ähnlicher Weise.
Auf dem Friedhof wuchert diese Manie noch nicht so vehement. Doch die Entwicklung der vergangenen Jahre, speziell auf dem Kirchhof, lässt nichts Gutes erahnen. Besonders ausufernd konnte man es dort im ersten Corona-Herbst erleben.
Unruhig umherschwärmende Alte – gleich fährtensuchenden Wölfen – unterwegs in gebeugter, gesundheitlich bedenklicher Körperhaltung. Mit dem Kopf knapp über dem Boden sondierend. Einige näher andere weiter davon entfernt, wohl der Brillenstärke angemessen. Als ob es etwas aufzuspüren gäbe das den Wert von Gold weit übersteigt. Ab und zu ein kurzer Griff nach unten. Um gleich darauf, bei immer noch abgesenktem Rücken, den Blick für einen Atemzug zu heben, mit dem kaum sichtbaren, triumphalen Grinsen eines Feldherrn in den Mundwinkeln, der ein letztes Scharmützel zu gewinnen scheint. Dazu prüfend zu spähen, ob es noch jemanden geben könnte, der den Siegerkranz für sich beansprucht - auf dem Turnierplatz der Herbstzeitlosen.
Sind hier vom Leben Gebeugte zugange oder verharren sie nur dort unten um der Erinnerung verflossener Kindertage näher zu sein? Befindet sich die Natur gerade in einer Rückwärtsbewegung? Zurück in die Kindheit jener eifrig suchenden Ergrauten?
„Kastaniensammeln“: Vor vielen Jahrzehnten erlernt und auf hohem Niveau zur Vollendung gebracht. Bis heute in der Gewissheit lebend, zu den besten Kastaniensuchern aller Zeiten zu gehören. Und dabei selbstvergessen keinen einzigen Gedanken an geheime Kinderhoffnungen unserer Tage zu verschwenden. Nur sammeln, sammeln, sammeln! Womöglich macht sich ein letztes Mal diese Leidenschaft breit. Zu groß die Verheißung, noch einmal das Glück zu genießen zum König der Sammler zu werden.
Und erst dann, wenn einen das Königsgefühl nicht mehr trägt, sucht man eine Stütze an den nahen Stufen eines Denkmals, räumt seine Jackentaschen leer und legt die Beute akribisch auf einem Häufchen zusammen in der Erwartung, dass Kinder sie bald finden mögen, diese glänzend braunen Edelsteine, die sie jetzt, Gott sei Dank, nicht mehr selber suchen müssen.
Gerd Krassler, Kösching
(oder – die Beobachtung eines Leidgeprüften)
Lädahosntürlhirschhornknöpfoodrahdelumperte
Früahra, wie ma no
fünfadreißg Liegestütz
bloß aaf de Damma gmacht habn
hot ma über so was nia nachdenkt
aba jetza wo`s pressiert
dat i Knöpf am Liaban oo`schnein
oda d`Hosn vakaffa
Finganoglschindagweihglumpgreislichebieslnvahindara
ez habt ses boid gnau beinandt
de mit de Reißvaschlusshosna
schaugn scho rüba
Hosntraaga roomacha geht jetz a nimma
wia kamat na dees oo
Äaganmuassmasemalefizanzeicherfindnsdiaschozenggnahteknopflöcha
Auf d`Letzt is`s grood nomoi guat ganga
Obwoih
schee schaugns scho her
an der Ledern dro
solang ma nix z`doa hat
mit eahna.
Gerd Krassler, Kösching
Bin i müde, gib a Rua, mache meine Äuglein zua.
Schlaf i doch neilich am Kanapee ein und hob an Traum,
i bin a Milliardär, ma glaubt des kaum.
Ja wo kimmt des her und wos mach i jetzada mit dem Haufa Geid,
ja liaba Herr Gesangsvarein, i bin ja da reichste Mo der Weid.
Weil boid Weihnachtn is, schenk i im Traum a glei recht vui her,
doch o Wunder, da Zasta wird net wenga, es wird imma mehr.
I laß sofort as neie Bad no vui vui größer baun,
und am TSV a neis groaß Stadion, ja do werns schaun.
i lass baun a neie Schui für de bsondern Kindalein,
und a Vaanstaltungs-Halle dazua , so soi es sein.
Mit Speiselokal , Disco und a Keglbahn,
i dram davo, i griag an Wahn.
ACDC und de Stones treten abends in Kesching auf,
und da Gabalier am Namedog, so is da Lauf.
As Geid muaß naus, jo jetzt net aufwacha,
i her me selber im Traum scho lacha.
Kesching, Kasing, Bettbrunn über alles in da Welt,
da Semmler Hans, der träumt vom vielen Geld.
Und an Weihnachtn gabats dann wirkich a für jeden wos,
weil i as Geid hob und wars gern wieda los.
Ois erst spendier i am Pfarrer a neie Hüftn und a a neis Knia,
und vor da Kircha gibt’s a Brotzeit und dazua a Bier.
Kircha is dann a moi wieda voi , da Pfarrer lacht,
das hat der liebe Gott gemacht.
Mein Traum hert net auf, i wälz me rum und schwitz und frier,
ja vo dene Millionen is imma no so vui hier.
Keschinga Leitl wos soi i blos mit dem Geid no machen,
drum dram i weida vo mache Sachen.
Vor Weihnachtn werdn dann alle Straßen gsperrt,
und de Ingolstädter Straßn is in meinem Traum scho teert.
As Geid is auf a moi im Traum dann doch weg, vaschwundn,
wia kumm i jetzt do blos üba de Rundn.
Wos gib i de Flüchling, wos gib i jetzt de arma Leit,
wos mach i nur , mi beitelts gscheid.
Bums machts, es haut me ro vom Kanapee,
da Traum is weg, da Fuaß duat weh.
Es war so schee gwen, oba hoid nur a Traum,
drum hoaßts, imma nur nach vorne schaun.
I wünsch a frohe Weihnacht und a guads neis Jahr,
Träume werden hoffentlich doch oft wahr.
Johann Semmler, Kösching